Ein Wohnmobil ist teuer!

Auf den ersten Blick stimmt das natürlich. Wird das Wohnmobil nur einmal im Jahr für einen dreiwöchigen Urlaub genutzt, sind die Kosten dafür tatsächlich sehr hoch. Nutzt man das Wohnmobil allerdings das ganze Jahr über und vielleicht auch noch geschäftlich sieht die Rechnung ganz anders aus.

Da ich immer wieder gefragt werde was das Reisen mit dem Wohnmobil kostet, findet ihr in diesem Artikel ein paar Infos wie das in meinem konkreten Fall aussieht.

Wohnmobil Kauf

Am Anfang der Reise eines digitalen Wohnmobil Nomaden steht die Anschaffung des Wohnmobils. Da dieses nicht gerade günstig ist, lohnt es sich vorher ein Wohnmobil auszuleihen und sich während der ersten Reise klar zu werden welche Eigenschaften das eigene Wohnmobil haben soll.

In meinem Fall waren das 2009 folgende Anforderungen an ein Wohnmobil:

  • Grüne Plakette für die geschäftliche Nutzung des Wohnmobils in den Städten
  • Maximal 6 Meter Länge damit normale Parkplätze möglich sind
  • Toilette, Dusche und Küche für Unabhängigkeit
  • Garage (großer Kofferraum) für Mitnahme von teuerem Rad etc.

Die Preise für neue Wohnmobile starten bei 35.000 Euro mit Basisausstattung. Möchte man etwas mehr Ausstattung, kommt man auf etwa 45.000 Euro. Meinen Hobbyvan habe ich 2009 als Vorjahresmodell für 38.000 statt 48.000 bekommen. Der Unterschied zum neueren Modell war nur minimal. Es kann sich also durchaus lohnen zu vergleichen, bei welchem Hersteller man ein günstigeres Wohnmobil bekommt.

Gebrauchte Wohnmobile mit grüner Plakette waren 2009 ab 25.000 Euro zu bekommen. Diese waren allerdings schon mindestens 5 Jahre alt. Der Preisverfall ist bei Wohnmobilen deutlich geringer als bei Pkws.

Wohnmobil Stellplatz / Campingplatz

Wo steht man eigentlich das ganze Jahr mit dem Wohnmobil?

Wohnmobil Stellplatz

Für Übernachtungen im Wohnmobil gibt es kostenfreie und kostengünstige Stellplätze. Außerhalb von Urlaubsregionen und Großstädten kosten diese zwischen 0,- und 10,- Euro. Am Strand oder in Städten wie Berlin können auch mal 20,- Euro anfallen. Die Wohnmobilstellplätze haben in der Regel eine Station zur Versorgung und Entsorgung von Frisch- bzw. Abwasser. Diese kostet meist 1,- bis 2,- Euro für die Nutzung. Auf vielen Stellplätzen gibt es zudem einen Stromanschluss der je nach Abrechnung 2,- bis 8,- Euro pro Tag kosten kann.

Übernachtung ohne Stellpatz

Die Übernachtung im Wohnmobil ist in Deutschland für maximal 8 Stunden zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit erlaubt. In anderen europäischen Ländern sind die Vorschriften teilweise noch strenger.

In der Praxis kann man mit dem Wohnmobil allerdings oft kostenfrei stehen. Dafür bieten sich größere Parkplätze oder verkehrsberuhigte Straßen an. Der Campingstuhl sollte dann natürlich im Wohnmobil bleiben.

Cortina d'Ampezzo
Cortina d’Ampezzo

Campingplatz

Außerhalb der Saison bekommt man über Campingcards verschiedener Anbieter (ADAC, ACSI)  sehr günstige Preise auf vielen Campingplätzen – ab 12,- bis 14,- Euro für das Wohnmobil inklusive 2 Personen und Strom. Normalerweise kosten Campingplätze in der Nebensaison etwa 20,- bis 30,- Euro für 2 Personen und in der Hauptsaison etwa ab 40,- Euro. Je nach Saison lohnt sich die Nutzung von Wohnmobilstellplätzen statt dem Campingplatz also umso mehr. Frisch- und Abwasser sind auf dem Campingplatz inklusive.

Camping Strasko Kroatien
Camping Strasko Kroatien

Camping Strasko Kroatien 2

Frisch- und Abwasser

Auf den Stellplätzen gibt es meist eine Station für Frisch- und Abwasser. Die Nutzung kostet 1,- bis 2,- Euro. So lange man keinen Stellplatz nutzt, gibt es an manchen Orten weitere Stationen an Tankstellen, Autobahnraststätten etc.

Das Frisch- und Abwasser muss unabhängig von der Nutzung einmal pro Woche gewechselt werden.  Die Sanitärzusätze (nächster Abschnitt) halten nur einige Tage.

Bei intensiver Nutzung des Wohnmobils durch mehrere Personen kann auch mehrmals pro Woche ein Wechsel notwendig sein, da die Wassermengen nicht ausreichen.

Das eigene Verhalten und der Verbrauch von Frischwasser ändern sich im Wohnmobil automatisch. Logischerweise lässt man das Wasser nicht minutenlang laufen um anschließend direkt zur Versorgungsstation zu fahren.

Für Zähneputzen und ähnliches verwenden viele Wohnmobil Nutzer inklusive mir übrigens Wasser aus Flaschen, da das Wassersystem im Wohnmobil nicht ganz vergleichbar mit dem in einem Gebäude ist.

Gas / Sanitärzusätze

Die Heizung, der Herd und der Kühlschrank des Wohnmobils laufen mit Gas. In den meisten Wohnmobilen ist Platz für 2 Gasflaschen. In den Sommermonaten kommt man ohne Nutzung der Heizung 6 – 8 Wochen mit 2 Gasflaschen aus. Im Winter sind bei voller Nutzung des Wohnmobils auch tagsüber bis zu 2 Flaschen pro Woche notwendig.

Der Gasverbrauch lässt sich durch die Nutzung des Kühlschranks am Strom senken. Zudem spart man viel Gas, wenn man das Wohnmobil tagsüber nur so weit beheizt, dass keine Frostschäden entstehen. Sobald man Abends im Wohnmobil ist, sorgt die Heizung durch den kleinen Raum innerhalb von wenigen Minuten für angenehme Wärme. Die Kosten für die Füllung einer Gasflasche haben sich die letzten Jahre zwischen 15,- und 20,- Euro bewegt.

Beim Wechsel des Wassers werden Zusätze für das Frischwasser und die Toilette verwendet. Die Kosten dafür betragen etwa 2,- bis 5,- Euro pro Woche, je nach Nutzung.

Benzin / Reifen / Reparaturen

Das Wohnmobil verbraucht alleine durch die Größe und das Gewicht etwas mehr Benzin (Diesel) als ein normales Auto. Meinen Hobbyvan fahre ich mit 10 – 11 Litern. Je nach Fahrweise kann das mehr oder weniger sein.

Auf den ersten Blick sind die Kosten also höher als bei einem Pkw. Auf das Jahr gesehen fahre ich mit dem Wohnmobil aber trotz der Reisen in den Süden weniger als mit jedem Pkw zuvor. Das liegt daran, dass ich mit dem Wohnmobil oft zwischen zwei Terminen vor Ort bleibe oder Ziele miteinander verbinde. Für Termine in Köln, Hamburg und Berlin innerhalb von 2 Wochen fahre ich im günstigsten Fall also nur von einer Stadt zur nächsten statt jedes Mal wieder an den Ursprungsort zurück zu fahren.

Wohnmobilreifen und Reparaturen sind teurer als beim durchschnittlichen Pkw. Für den Wechsel der letzten beiden Sommerreifen habe ich etwa 370,- bezahlt.

Lagerplatz

Bei der ausschließlichen Nutzung eines Wohnmobils statt einer Wohnung bleibt wohl bei den meisten einiges übrig das nicht in das Wohnmobil passt. Alleine die verschiedene Bekleidung je nach Saison muss nicht das ganze Jahr über im Wohnmobil transportiert werden. Durch mein Büro in Nürnberg habe ich einen günstigen Stauraum im Keller der etwa 30,- pro Monat kostet.

Vergleich der Kosten Wohnmobil – Wohnung

Wie sieht denn nun der Vergleich der Kosten bei der Nutzung eines Wohnmobils statt einer Wohnung aus?

Kosten der Wohnmobil Nutzung

Mein Wohnmobil habe ich die ersten fünf Jahre finanziert um gleichbleibende Kosten zu haben. Dafür habe ich inkl. Versicherung etwa 650,- Euro pro Monat bezahlt – vergleichbar mit einer einfachen Wohnung. Inzwischen habe ich die Ablöse nach fünf Jahren bezahlt, wodurch die monatlichen Kosten noch niedriger geworden sind.

Wohnmobil Stellplätze, Campingplätze, Frisch- und Abwasser, Gas und Sanitärzusätze betragen zusammen  durchschnittlich etwa 100,-  bis 150,- Euro pro Monat. Für Benzin und Reparaturen kommen weitere 250,- bis 300,- Euro pro Monat dazu.

Ersparnis durch Nutzung des Wohnmobils als Hotel

Das Wohnmobil nutze ich unterwegs als Hotel bei Konferenzen/Barcamps aber auch bei Kunden vor Ort. So kommen durchschnittlich etwa 5 – 8 Übernachtungen pro Monat zusammen bei denen ich normalerweise ein Hotel buchen müsste. Das macht zusammen etwa 300,- bis 400,- Euro pro Monat

Ersparnis durch keine extra Wohnung

Für die monatlichen Kosten des Wohnmobils bekommt man je nach Standort eine 50 bis 60 m2 Wohnung.

Ersparnis durch keinen eigenen Pkw

Vor der Anschaffung des Wohnmobils habe ich etwa 400,- bis 500,- Euro pro Monat für ein normales Auto bezahlt. Die Benzinkosten waren durch die größeren Fahrstrecken sogar höher. Die Reparaturen dafür etwas günstiger.

Kosten Lagerplatz

Der Lagerplatz kostet in meinem Fall 30,- pro Monat

Vergleich der monatlichen Kosten von Wohnmobil und Wohnung

WohnmobilWohnung
Kosten Wohnmobil / Wohnung650,-900,-
Stellplätze, Gas, Entsorgung / Nebenkosten125,-125,-
Pkw450,-
Benzin und Reparaturen250,-250,-
Hotelkosten300,-
Lagerplatz30,-

Fazit:

Im direkten Vergleich kommt das Wohnmobil um einiges günstiger als eine Wohnung und ein Pkw. Wird bei einer Stadtwohnung kein Pkw benötigt sieht die Rechnung schon wieder ganz anders aus. Auch die geschäftlichen Reisen tragen für mich dazu bei, dass sich das Wohnmobil wirtschaftlich rechnet. Davon abgesehen habe ich im Wohnmobil immer alles dabei inklusive Fahrrad und unterwegs örtliche und zeitliche Unabhängigkeit.

9 Kommentare zu „Was kostet ein Wohnmobil?“

  1. Sabine Claudia Dreßler

    Toller Artikel, doch wo bist Du gemeldet, wenn Du als digitaler Nomade unterwegs bist? Ich steh selbst vor dem Melde-/Gewerbethema, für das ich eine anständige Lösung suche 🙂

  2. Für das Gewerbe habe ich seit 2012 ein kleines Büro in Nürnberg gemietet das ich auch als Lagerraum nutze. Vorher war das Gewerbe auf einer Privatadresse gemeldet. Wichtig ist dabei, dass einen die Post erreicht, was ich hier durch meine Nachbarn im Bürocenter löse. Wobei mich kaum Post in Papierform erreicht.

  3. Pingback: Warum Riva perfekt für Digitale Nomaden ist

  4. Hallo Andreas,

    wir – meine Frau und ich – wollen uns evtl ein WoMo für spontane Urlaube anschaffen. Wir haben schon mal gemietet und waren begeistert. Allerdings war das ein Monstrum mit insges. fast 8m Länge.
    Mich würde interessieren wie der Innenraum deines WoMos aufgeteilt ist weil bei uns auch 2 Fahrräder „unsichtbar“ bleiben sollen und die Gesamtlänge wg Parken, rangieren, Ausschwenken beim Kurvenfahren etc auf jeden Fall geringer sein soll.
    Wir legen auch noch Wert auf eine separate Dusche.

    Gruss
    Dieter

    1. Hallo Dieter,

      mein HobbyVan hat 6 Meter Länge und eine „Garage“ unter dem Doppelbett. Die Garage könnte etwas größer sein, da sie mit 2 Rädern praktisch voll ist. 6,5 Meter wären noch OK für parken und rangieren und bringen etwas mehr Platz in der Garage und im Innenraum. Wenn der Radstand kurz ist lässt sich das Wohnmobil an vielen Stellen rückwärts über dem Gehweg oder einer Weise einparken und gut rangieren.

      https://startupbus.de/mein-setup/

      Die separate Dusche zusätzlich zur Toilette wird auf der Länge kaum zu finden sein. Mein Bad ist ein abgetrennter Raum und bietet ausreichend Platz.

      Viel Erfolg bei der Suche nach dem richtigen Wohnmobil!
      Andreas

  5. Hallo Andreas,

    worauf muß ich achten, wenn ich ein gebrauchtes WoMo kaufen möchte? Sind die neueren Modelle mit einem Navi ausgestattet, welches einen nicht in die Wüste schickt? Kann ich als Frau kräftemässig die Gasflaschen selbst ausbauen und wo unterwegs bekomme ich neue? Welche Kfz Versicherung muss ich abschließen? ADAC und Fahrzeugrechtschutz sind sicher auch ratsam? Wie sieht es mit dem Dieselfahrverbot in Deutschland sowie im europäischen Ausland aus? Wäre es klüger, einen Benziner zu kaufen?

    1. Hallo Beate,

      mein Wohnmobil habe ich vor etwa 10 Jahre neu gekauft – lange vor dem Dieselfahrverbot. Die eingebauten Navis sind sicher OK, ich nutze nur das Navi auf dem Handy. Ob Du die Gasflaschen selbst wechseln kannst, würde ich ausprobieren. Die sind bei jedem Modell unterschiedlich angebracht – bei mir ist es eher schwierig und braucht viel Kraft. Mehr Infos zu gebrauchten Wohnmobilen findest du hier: https://www.promobil.de/kaufberatung/gebrauchte-wohnmobile-was-beachten-checkliste-kauf/

  6. Die Tabelle und Preiskalkualtion ist doch schon sehr vereinacht, neben dem Briefkasten den du noch irgendwo brauchst, hier bieten sich ja häufig Familie oder Verwandte an, fehlt das Thema Verpflegung sowie die Nebenkosten, was ist mit den Ausgaben für den Waschalon, Wasser, Strom, etc… dies ist ja auch nicht alles gleich wie in einer Wohnung, auch die Heizkosten unterscheiden sich mit Sicherheit.

    1. Das ist natürlich etwas vereinfacht 🙂
      Die Kosten für Wasser, Strom und Gas inklusive Heizkosten habe ich in der Tabelle mit aufgeführt. In kalten Wintermonaten braucht man etwas mehr Gas – dafür reicht im Sommer eine Gasflasche pro Monat. Stellplätze sind oft kostenfrei und Frischwasser oder Strom kosten nicht viel. Die Verpflegung ist im Wohnmobil nicht teurer als in einer Wohnung – vom Trinkwasser aus der Flasche statt dem Wasserhahn abgesehen.

Kommentar verfassen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert